Die Cloud-First Realität – Lohnt sich ein Wechsel für KRITIS-Betreiber?
Die Migration in die Cloud ist seit den letzten Jahren einer der zentralen Trends, wenn es um Datenverarbeitung und -verwaltung geht. SharePoint Online Angebote erfreuen sich einer großen Beliebtheit – die noch weiter steigt. Resultat ist eine regelrechte Cloud-First-Euphorie, der sich Unternehmen weltweit anschließen. Doch der Wechsel von SharePoint On-Premise auf Online-Nutzung sollte trotz aller Begeisterung sorgfältig durchdacht werden.
Besonders im KRITIS Bereich, in dem eine geschützte Datensicherung besondere Relevanz hat, ist die Frage in den Raum zu stellen, ob sich ein Wechsel tatsächlich lohnt, oder ob die Neuerungen im Moment noch mehr Risiken als Chancen mit sich bringen.
Was ist KRITIS und warum müssen KRITIS Betreiber so sehr auf IT-Sicherheit achten?
Bei der genaueren Betrachtung kritischer Infrastrukturen KRITIS wird schnell klar, warum die Suche nach einem sicheren und funktionalen Ort zur Datenspeicherung hier priorisiert werden muss. Zusammengefasst bezeichnet dieser Begriff Strukturen, die den Grundstein für die Gesellschaft und das Gemeinwesen eines Landes bilden.
Allgemein können sie in zwei Gruppen unterteilt werden:
Infrastrukturen für sozioökonomische
Dienstleistungen, z.B.
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Transport- und Verkehrssysteme
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Wasserversorgung
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Energieversorgung
Technische Infrastrukturen, z.B.
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Gesundheitswesen
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Ernährungsstrukturen
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Parlament, Regierung und öffentliche Verwaltung
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Banken und Versicherungen
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Medien
Kritische Infrastrukturen sind wesentlich für die alltägliche Versorgung der Menschen mit Gütern, Informationen oder Dienstleistungen – werden sie auf irgendeine Art und Weise eingeschränkt hat dies oft weitreichende Folgen. Deshalb ist es auch der Anspruch des Gesetzgebers, sie optimal zu schützen und ihre Resistenz gegen äußere sowie innere Einflüsse stetig zu steigern. Zahlreiche Programme und Verordnungen regeln die Sicherheit der KRITIS. In Deutschland sind Unternehmen, Betreiber solcher Infrastrukturen verpflichtet, ein ISMS nach ISO 20071 einführen. Die Einhaltung der festgehaltenen Standards wird vom Bundesamt für Sicherheit und Informationstechnik beaufsichtigt. Anbieter müssen beispielsweise
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ihre Sicherheitsmaßnahmen am neuesten Stand der Technik ausrichten
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Bericht über gravierende Störungen und Ausfälle erstatten
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immer über einen oder mehrere Kontaktwege erreichbar sein
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die Angemessenheit ihrer Strategien regelmäßig nachweisen
Gerade wegen ihrer zentralen Bedeutung ist der Schutz der Daten und Funktionsweisen kritischer Infrastrukturen zentral. Dies betrifft besonders die Informationstechnologie, von der KRITIS vermehrt abhängig ist. Denn immer öfter werden IT-Systeme eingesetzt, die zentrale Strukturen steuern und überwachen.
Diese müssen sowohl gegen externen Missbrauch durch Angreifer als auch gegen interne Bedrohungen durch unsachgemäße Nutzung durch Mitarbeiter oder Administratoren gewappnet sein. Genau dieser Punkt steht im Mittelpunkt, wenn KRITIS Betreiber Pro und Contra einer Cloud Migration ihrer Daten abwägen. Der Grund? Die Sicherheit wird bei Online-Speichersystemen trotz vieler Vorteile als größte Schwachstelle gesehen.
Sicherheitsprobleme der Cloud
Die Sorge ist dabei nicht ganz unberechtigt. Denn obwohl in zahlreichen Branchen bereits ein Großteil der Unternehmen einen – zumindest teilweisen – Wechsel auf Online-Dienste vollzogen hat, geben laut einer Studie rund 53% der befragten Firmen an, dass die Schutzmechanismen der SharePoint Cloud nicht im Einklang mit zeitgemäßen Entwicklungen stehen. Besonders bei der Implementierung neuer Features kommt es oft zu einer Schwächung der Sicherheitssysteme.
Der Cloud Speicher ist dann einem erhöhten Missbrauchsrisiko ausgesetzt, das durch ein überfordertes IT-Team und riskantes Nutzerverhalten oft weiter verstärkt wird.
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Angesichts der erhöhten Komplexität der Cloud Nutzung sehen sich IT Teams nicht in der Lage adäquate Sicherheitsmaßnahmen umzusetzen
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Oftmals kommt es zur unsachgemäßen Speicherung sensibler Daten in der Cloud
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Oversharing von Informationen schwächen den Schutz von online gespeicherten Daten
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Unzureichendes Passwortmanagement von Anwendern stellt ein schwer kalkulierbares Sicherheitsrisiko dar.
Besonders in Bezug auf Sicherheit und Datenschutz ist die Cloud Euphorie also kritisch zu beurteilen. Doch wie verhalten sich diese Faktoren zu den Vorteilen der Online-Datenspeicherung? Ein Vergleich der Chancen und Risiken:
Chancen und Risiken der Cloud Nutzung
Besonders in Bezug auf Professionalität des Service liegen Cloud-Dienste in der Gegenüberstellung zu SharePoint On-Premise Angeboten vorne. Anbieter von Online-Diensten beschäftigen in der Regel Spezialisten, die bei der Implementierung von Sicherungsmaßnahmen sowie bei der allgemeinen Wartung mehr Expertise mit sich bringen als unternehmensinterne IT Mitarbeiter.
Bei einer engen Zusammenarbeit mit den Cloud-Betreibern lässt sich also der Herausforderung des Schutzes von Daten mitunter professioneller begegnen als dies bei SharePoint On-Premise möglich ist.
Gleichzeitig können Unternehmen durch den Wechsel zu Online-Diensten eine zentrale externe Bedrohung verringern: Besonders bei kritischen Infrastrukturen stehen nicht nur die gespeicherten Daten, sondern die Orte der Speicherung selbst – die Rechenzentren – im Mittelpunkt. Sie müssen vor externen Bedrohungen so gut wie möglich geschützt werden. Mit der Nutzung der Cloud wird dies wesentlich erleichtert: hier werden verschiedene Zentren an unterschiedlichen Standorten eingesetzt und so die Georedundanz wesentlich erhöht.
Zudem führt die Anbindung an einen unternehmensexternen Anbieter beim Wechsel in die Cloud zu einer Standardisierung von Plattformen und Software, was besonders auf lange Sicht zu einer Reduktion der Komplexität von Workflows und zur besseren Vernetzung führt.
Während die Vernetzung mit einem anderen Betreiber also entscheidende Vorteile mit sich bringen kann, ist sie gleichzeitig mit Risiken verbunden, die neben dem Aspekt der Datensicherheit zu den gravierendsten bei der Cloud Nutzung gehören. An vorderster Stelle steht hier der Verlust der Autonomie: Unternehmen, die auf Online-Dienste vertrauen, erhöhen ihre Abhängigkeit von Internet- und Cloud-Anbietern. Dies kann zum Problem werden, weil
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die Betreiber mancher Online-Dienste eine fragwürdige Reputation aufweisen
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Unklarheiten über die Professionalität des Personals bestehen können
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die Kontrolle von Prozessen an eine unternehmensexterne Stelle abgegeben wird
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bekannte Anbieter oftmals zum Ziel externer Angriffe werden
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Informationen aus dem unternehmensinternen Netz in andere Räume übertragen werden, womit sich mitunter die Rechtslage verändert
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bei Public Cloud Services die Gefahr der Datenexposition besteht
Auch eine Verfügbarkeit, die den Anforderungen eines KRITIS Betriebes nicht entsprechen kann, sowie unflexible Strukturen können Folgen einer Anbindung an einen externen Cloud-Betreiber sein.
Die Kostenfrage
Die Kostenfrage ist bei der Betrachtung von Chancen und Problemen einer Cloud Migration noch einmal besonders hervorzuheben. Oftmals wird sie als Argument für Online-Services genannt. Bei deren Gebrauch sollen
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nur die Nutzungskosten bezahlt werden
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im Vergleich zu lokalen Servern geringere Investitionskosten anfallen
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keine Infrastruktur-Vorhaltekosten veranschlagt werden
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bekannte Anbieter oftmals zum Ziel externer Angriffe werden
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Informationen aus dem unternehmensinternen Netz in andere Räume übertragen werden, womit sich mitunter die Rechtslage verändert
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bei Public Cloud Services die Gefahr der Datenexposition besteht
Der Betrieb von Plattformen und Anwendungen der Cloud scheint so günstiger als Datenspeicherung On-Premises.
Dieser Eindruck täuscht jedoch oftmals. Besonders das ‚Pay-As-You-Use’ Modell der Cloud erweist sich auf lange Sicht nicht so kostensparend wie es zuerst den Eindruck hat. Je nach Situation der einzelnen Unternehmen ist hier der Betrieb eigener SharePoint Server oftmals günstiger – vor allem, wenn der tägliche Workload eine hohe Rechenleistung in Anspruch nimmt. Auch andere Anwendungen der Online-Dienste sowie die Ablösung bestehender Systeme sind oft mit höheren Ausgaben verbunden, als zunächst erwartet wird.
Insgesamt lassen sich Kosteneinsparungen weder als Pro noch als Contra für den Wechsel in die Cloud anführen – zu komplex und individuell ist der Kostenvergleich. Letztlich entscheidet hier die individuelle Situation.
Cloud-Migration muss ein sorgfältig durchdachter Schritt sein
Eine Migration in die Cloud ist und bleibt in vielen Fällen eine individuelle Entscheidung. Indem
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wichtige Daten auf verschiedene Rechenzentren verteilt werden
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eine Zusammenarbeit mit Anbietern stattfindet, die IT und Sicherheitsexperten bereitstellen können
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Plattformen und Softwares standardisiert werden
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es zu einer insgesamt besseren Vernetzung unternehmensinterner Daten kommt
bieten Online-Dienste entscheidende Vorteile. Gleichzeitig ist ein Wechsel besonders in Hinblick auf
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Datenexposition
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Professionalität des Betreibers
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Übertragung unternehmensinterner Informationen in andere (Rechts-)Räume
kritisch zu beurteilen. Für KRITIS Betreiber ist hier besonders die Frage in den Raum zu stellen, welche Sicherheitsrisiken mit der Online-Datensicherung verbunden sind.
Überforderung von IT Fachpersonal, internes Missmanagement, sowie externe Angriffe sollten so weit wie möglich vermieden werden – Punkte, in denen die Cloud oftmals noch hinter On-Premise Angeboten zurücktritt. Gerade wenn es um kritische Infrastrukturen geht sollte deshalb beim Abwägen eines Wechsels zu Online-Diensten weniger die Frage im Raum stehen, wie am besten mit Trends Schritt gehalten werden kann, sondern vielmehr ob dieser Wechsel in Bezug auf IT-Sicherheit tatsächlichen Mehrwert und erhöhtes Datenschutzpotenzial bietet.
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